Der doppelte Maulkorb der Psychiater 

von Frank Sacco

 

  

Leider ist die Selektion neuer potentieller Angestellter nach der Religionszugehörigkeit oder deren „Einstellung“ zu religiösen Fragen für kirchliche Arbeitgeber rechtens, wenn sie z. B. einen Psychiater einstellen. Die deutsche Verfassung spricht den Kirchen mit Verweis auf Artikel 137 III der Weimarer Reichsverfassung fataler Weise erhebliche Sonderkonditionen im Arbeitsrecht zu, formuliert im "kirchlichen Selbstbestimmungsrecht": Religionsgemeinschaften dürfen von ihren Beschäftigten ein loyales Verhalten im Sinne des jeweiligen Selbstverständnisses verlangen, selbst dann, wenn es die individuelle Religionsfreiheit der Mitarbeiter einschränken sollte. 

Auf diese Weise gelingt es den Amtskirchen, den freien Beruf eines Arztes in einen unfreien umzuwandeln. Selbstverständlich möchten die Amtskirchen nicht, dass jemand die Diagnose einer kirchenbedingten Erkrankung  stellt, müsste man die Kosten doch dann nach dem Verursacherprinzip selbst tragen. So konnte sich die Diagnose einer ecclesiogenen Neurose nicht durchsetzen. Ich habe nun den erneuten Versuch unternommen, mit der weniger kompliziert / unaussprechlichen  Diagnose eines „Sacco-Syndroms“ einen Neubeginn zu starten. Das Sacco-Syndrom ist erheblich weiter gefasst als die Vordiagnose des Gynäkologen (!) Schätzing. So schließt es Psychosen, Süchte, ADHS, Zwänge, Depressionen  und Autismus ein, die zu einem Großteil religionsbedingt sind. Doch nicht nur der Arbeitgeber, auch der persönliche Glaube lähmt meine Kollegen, und das leider auch in der Tiefenpsychologie. Religionskritik gilt ja als eine schwere Sünde. Jetzt ist aber auch die Frage Peter Schellenbaums in „Gottesbilder“, dtv,geklärt, warum die Tiefenpsychologie Bibel-Jesus bis heute „nur sehr vereinzelt“ zu  kritisieren vermag: Es ist eigene Gottangst, die Psychiater in den Wahn führt (s. u.).

 

Dr. A. Diefenbacher, Professor und  Chefarzt des Evangelischen Krankenhauses Königin Elisabeth Herzberge, Berlin, Akademisches Lehrkrankenhaus der Charité, wurde als Vortragender auf dem internationalen Internistenkongress auf Mallorca 2012 gefragt, ob die Androhung ewiger Folter (so im Buch von Bischof Schneider) Kinder krank machen könne. Nein, war die erste Antwort. Später schriftlich: Man habe sich im Mitarbeiterkreis besprochen. Das Ergebnis: Es fehle bei der Androhung der Hölle die wirkliche Höllenerfahrung. Erst dann, durch ein tatsächliches Erleben der Hölle, könne eine posttraumatische Belastungsstörung entstehen. Es ergibt sich daraus die skurrile These, die ich die Berliner Psychiater-These nenne, dass bloße Bedrohung mit ewiger Folter nicht krank machen könne. Hier wird blanker Unsinn bzw. ein Wahn zur Wissenschaft erhoben – wie so oft bei Psychiatern. Sie haben selbst die Erkrankung, die zu kurieren sie einmal angetreten sind. Das ist auch an der extrem hohen Suizidrate zu erkennen. Trotz einer Lehranalyse kennen Sie nicht ihr Unbewusstes, denn  auch dort wird, wie auch im Patientengespräch,  das Thema Religion ausgespart (Ausnahmen).

Jesus wird als „Pazifist“ wahrgenommen, äußert so in etwa der Philosoph Michel Onfray in der Die Welt vom 28.3.2017, und zwar von jenen, die die Bibel nicht gelesen oder Textstellen „überlesen“ haben und sich á la carte ihre Religion zurechtbasteln. Er lasse sich aber auch bei gründlichem Studium der Heiligen Schrift als „Nazi“ wahrnehmen. Da Psychiater die Bibel wohl eher gründlich gelesen haben, ist ihre Angst vor dem „Nazi“ Jesus nur allzu verständlich.  Sie sind daran, an ihrer Angst, unschuldig. Sie brauchen jedoch im Interesse ihrer Patienten  jemanden, jemanden wie Frank Sacco, der ihnen ihre völlig unbewussten Ängste erklärt und nimmt. In ihrem Bewusstsein mögen Therapeuten Jesus als Pazifisten sehen, in ihrem Unbewussten sieht es anders aus. Da ist Jesus ein sie bis zum sprachlichen Autismus erschreckender, mit ewiger Feuerfolter bedrohender  Nazi.

 

 

Seit 2017 gilt eine neue, noch schärfere Loyalitätsrichtlinie für die 650 000 Angestelten in der EKD. So dürfen auch angestellte Ärzte nicht ohne weiteres vom Dogma abweichen, auch nicht außerhalb ihres Arbeitsplatzes. Sind sie z. B. in Kommissionen der Bundesärztekammer tätig, müssen sie fürchten, ihren  Job zu verlieren, wenn sie etwas gegen die Kirche äußern oder auch wagen, das Sacco-Syndrom als ICD-10 Diagnose Diagnose einführen wollen.  Ein Skandal……………

 

https://hpd.de/artikel/beide-kirchen-bewegen-sich-frage-des-kirchlichen-arbeitsrechts-nur-millimeterweise-14329……