Das größte Trauma kleiner Mädchen heute

Ob es „Penisneid“ (nach Freud das weibliche Gegenstück zur Kastrationsangst) mit konsekutiven Minderwertigkeitsgefühlen gar als massenweise psychisch krankmachenden Faktor bei Mädchen gibt, wird von mir ausgesprochen bezweifelt. Hier wird etwas herbeikonstruiert und es bringt Frauen in meinem Sprechzimmer regelmäßig zum Lachen. Ein eigener Penis ist zwar wichtig, aber doch nicht der Mittelpunkt dieser Welt - auch und speziell nicht für Frauen. Wäre ich ein Mädchen, möchte ich bestimmt keinen (eigenen) Penis haben und wenn mir einer wüchse, würde ich Papa bitten, ihn mir tatsächlich, natürlich in Narkose, fachärztlich abschneiden oder wenigstens etwas kürzen zu lassen. Der Mitstreiter Freuds, Karl Abraham, meint gar zu diesem Thema, Mädchen hätten die Vorstellung, „Ich habe ursprünglich ein Glied wie die Knaben gehabt, aber es ist mir genommen worden“. Mädchen würden so ihr Geschlechtsorgan als Kastrationswunde betrachten und könnten Rachegefühle entwickeln und Impulse haben, „am Manne“ Kastration zu verüben. (Quelle Psychoanalytische Studien, S. Fischer). Also Vorsicht Männer! Hände weg von Mädchen! Sie könnten gefährlich sein.


Die Höllenangst ist geschlechtsunabhängig


Inzestwunsch ist allerdings unbestritten auch bei Mädchen vorstellbar, die sich damit das beste Stück ihres eigenen Vaters im eigenen Unterleibe wünschen. Und die bekommen dann eventuell ein Gott-Ich-Problem, ein Inzestproblem. So etwas ist unter Umständen noch gerade für einen Internisten denkbar. Freud unterbewertet, dass weder Neid noch Minderwertigkeitsgefühle Angstgefühle sind und der Angst von Knaben daher nicht „entsprechen“ können. Freud beschwörte C. G. Jung, aus der Sexualtheorie ein Dogma zu machen. Sie sei das Allerwesentlichste. „Sehen Sie, wir müssen daraus ein Dogma machen, ein unerschütterliches Bollwerk... Gegen die schwarze Schlammflut des Okkultismus“, so Freud. Dazu muss man wissen, dass Freud – sehr richtig – unsere beiden deutschen Großreligionen (und nur um die geht es in dieser Arbeit) auch für Okkultismus hielt. Jung dazu: „Offenbar wollte er mich zu einer gemeinsamen Verteidigung gegen bedrohliche unbewusste (religiöse, philosophische, der Verf.) Inhalte anwerben“. Mit anderen Worten: Jung wusste etwas von der eigentlichen Angst Freuds. Er war in seiner Arbeit weniger ängstlich und sprach sogar mit Schizophrenen über Sinn und Unsinn der Bibel. Er musste das aber wie auch ich heimlich tun. Seine Züricher Kollegen hätten ihn sonst für verrückt erklärt, so Jung. Die Zeiten haben sich hier nicht geändert.

 

Wenn man seinen Kindheitsgott tötet… >