Schizophrenie      Eine Krankheit wird entschlüsselt    

 

 

In jedem Mittelalter, so auch in unserem, versucht man krampfhaft, psychische Störungen als organisch bedingt zu erklären. In Zeiten der Aufklärung ist es anders. So investiert die heutige Forschung Milliarden in die Aufklärung möglicher genetischer Ursachen der Schizophrenie. Allein Ted Stanley stiftete 825 Millionen Dollar dem Broad Institute in Cambridge, USA. Das Ergebnis ist spekulativ: "Weil zu viele Kontaktstellen vom C4-Marker erkannt werden, kappen die Fresszellen zu viele der neuronale Kabel", so im "Der Spiegel" 5/2016. Doch der leitende Hirnforscher gibt zu: "Aber das sind natürlich noch unausgegorene Ideen."

Billiger ist, bekanntes Wissen neu zu verstehen und zu verinnerlichen und sich einfach zu fragen: Kann man bei derartigen Traumen in der Krankheitsgeschichte überhaupt anders als massiv psychisch geschädigt werden? Die Antwort ist: Nein. Die ernsthafte Androhung ewiger Folter hinterlässt natürlich bei jedem Kind Folgen. Alles andere wäre ein Wunder.

 

Die Ängste bei der Schizophrenie kommen zeitlich relativ spät auf das Individuum zu. Die oft von Therapeuten „gesehene“ oder vermutete Liebe zu Gott ist in Wirklichkeit Angst vor seiner Strafe. Die Strafe Gottes bedeutet für den Schizophrenen die Gottstrafe Hölle. Anders straft ein Bibelgott nun einmal nicht. Zwischentöne sind nicht seine Sache. Religiosität ist hier nur in der Beschwichtigung Gottes eine „Hilfe“. Primär schadet heutige "christliche" Religion dem Erkrankten, weil der Gott der Christen mit seiner Sintflut ein gewissenloser Schwerverbrecher ist, der in seinem  "höchsten Gebot" sogar vorschreibt, ihn lieben zu müssen.  Bis zu 30 % der Schizophrenen sollen offen und regelmäßig religiöse Themen äußern, fühlen sich „vom Teufel verfolgt“, plagen sich „wegen vermeintlicher Sünden“, suizidieren sich oder verstümmeln sich teilweise selbst (Quelle: Medical Tribune, 17.12. 2004). In Wirklichkeit aber, so lehrte J. H. Plokker (geboren 1907) in „Zerrbilder“, beschäftigen sich Schizophrene „bevorzugt mit tiefsinnigen metaphysischen und religiösen Problemen“. Sie halten die Drohbotschaft der Amtskirchen, die ewige Feuerhölle, nicht aus. Kein Kind hält sie aus. Jedes Kind verarbeitet sie aber anders. Schizophrene flüchten aus dieser Welt in eine besser auszuhaltende Wahnwelt. Sie flüchten vor einer angedrohten "Realität", die keine Realität ist. Denn welcher Gott hat schon nach Auschwitz Lust auf ein neuerliches Auschwitz unter seiner Führung? Gott ist das Hauptthema auf den geschlossenen Abteilungen. Das Buch "Zerrbilder" quillt quasi über mit Botschaften über Hölle, Marter, Weltuntergang, Verbrennungen, Hinrichtungen, Unsicherheiten, Ängsten und dem Tod. Während Plokker seinen Patienten noch zuhörte und über ihre Gemälde ihren Wahn verstehen wollte, unterhält man sich als heutiger Psychiater nicht mehr über Religion. Man lehnt das kategorisch ab und verschreibt bei einer psychisch bedingten Angsterkrankung, der Schizophrenie, persönlichkeitsumformende Neuroleptika mit schwersten Nebenwirkungen. Stattdessen sollte man das Trauma verstehen lernen: Das Trauma ist in unseren Breiten das Christentum mit seiner offen gepredigten Drohbotschaft Hölle. Heutige Analytiker fassen die Beschäftigung ihrer Kranken mit Höllenängsten als Symptom der Krankheit und nicht als deren Ursache auf. Belegen können sie diese Auffassung allerdings nicht. Sie ist schlicht falsch. 

 

Der deutsche Prediger Reinhard Bonnke schickt sich an, Afrika verrückt zu machen. Er brüllt in einer Nacht 200.000 (!) Afrikanern das Evangelium ins Gehirn: „Jeder, der nicht Jesus Christus als Retter anerkennt, fährt senkrecht zur Hölle“. Dahin wollen die Nigerianer nicht. Säckeweise werden Spendengelder weggefahren. Die Bücher Bonnkes werden 140 Millionen Mal gedruckt. Genau 1.723.652 Bekehrte „brachte die Ernte des Mähdreschers Gottes“, so im Fokus 3/2002. Seinen Siegeszug erlebt das Christentum nur durch Angstmacherei. In mit Stacheldraht eingezäunten Fußballfeldern wird den aus Gott-Angst  schizophren gewordenen Afrikanern der mit Gewalt erst eingetriebene Teufel dann wieder ausgetrieben. Das kostet wiederum: 200 Euro. Man verdient auf diese Weise als  Priester doppelt. 

 

 

Die regelmäßige Ursache der Schizophrenie erfasst auf einer Doppelseite (!) der bildende Künstler Benjamin Güdel im Zeit-Magazin vom 20. 3. 2014, das sich mit Ai Weiwei und der Psychose einer Lea befasst. Während die Mutter Leas und ihre Psychiater vor einem Rätsel stehen, zeigt uns Güdel  die Angst der Erkrankten: Die Angst vor der Hölle und den ihn ihr Dienst tuenden Teufeln. Diese Angst bringt sie auch zum Ausdruck, ohne dass jedoch überhaupt jemand diese Äußerungen ernst nimmt – außer Güdel natürlich: "16 Jahre Angst" vor der „Wohnung“ des Teufels, der Hölle. Fast obligatorisch ist ein hoher IQ. Lea hat 142. Fast obligatorisch ist auch eine zu Krankheitsbeginn verstärkte Realitätssicht, die in die vorschizophrene Depression führt, eine Depression, die (nach Freud) mit dem späteren Wahn mehr oder weniger erfolgreich bekämpft wird. Freud schreibt: "Neurose wie Psychose sind also beide Ausdruck der Rebellion... gegen die Außenwelt...". Der Psychotiker bastele sich eine neue Realität. Er verschaffe sich neue "Wahrnehmungen", wie sie "der neuen Realität entsprechen würden, was in gründlichster Weise auf dem Wege der Halluzination erreicht wird", so Freud.  Die Halluzination, so schlimm sie auch von außen betrachtet erscheinen mag, ist vom Kranken selbst  "gemacht" und ein Heilungsversuch. Wer glaubt, er sei Jesus, ist vor dem Holocaust Apokalypse geschützt. Wo die Psychose in die "rettende" Wahnidee abgleite, gleite die Neurose in die Phantasie ab - also auch in einen Realitätsverlust, so Freud.

 

Die ursprünglich so genaue Realitätssicht, die, da nicht auszuhalten, durch eine andere (schizophrene) ersetzt werden muss,  hat Lea von der Mutter gelernt. Insofern gibt es sie schon, die "schizophrenogenen Mütter". Lea "mochte keine traurigen Märchen..., sie litt mit jedem Wurm auf der Straße, genau wie ich...", so die Mutter. Natürlich ist eine schizophrenogene Mutter nirgendwo bzw. keineswegs automatisiert eine schuldige Mutter. Anstatt Eltern aber diesen Zusammenhang in aller Ruhe zu erklären, fügte sich unsere Psychiatrie der Lobby der Mütter und strich den schon erbrachten Beweis (der schizophenogen Mütter) aus dem Repertoire.  Liebe Mütter psychisch kranker Kinder: Ihr müsst da durch. Ihr werdet es überstehen. Ihr seid so, weil ihr selbst als Kinder vom Klerus missbraucht wurdet.

Den Aufenthalt Leas in einem Nonnen-geführten Internat sehe ich als problematisch an. Da die dortigen Gebete, Gott möge das Kind gesund machen, nicht gehört werden bzw. sich nicht erfüllen, muss Lea davon ausgehen, dass ihr Gott ihr zürnt. Wem der Juden-Christengott aber zürnt, den straft er. Womit? Mit Verrücktheiten wie einem ewigen Feuer oder einer ewigen Depression. Welches empfindsame Kind hält das aus? Welches Kind hält dieses verrückte Gottesbild aus? Nun, Lea schon gar nicht. Zudem wird man Lea vermittelt haben, ihre Krankheit sei gottgewollt und wenn sie fleißig bete, würde er sie vielleicht heilen. Nun, um eine Hepatitis C zu heilen, sollte man lieber zu einem Arzt statt zu einem Gott gehen.

 

Die vorschizophrene Depression ist eine andauernde Beschäftigung mit der Religion (nach S. Freud), bzw. dem Wahnsinn Religion, und eine schier endlose Qual. Sie ist eine irdische Hölle. In der Schizophrenie wird dann eine schützende Wand zwischen der Welt und dem Erkrankten von ihm selbst errichtet. Seine einzige Gesellschaft wird er sich selbst. Das ist ein Tod im Leben aus lauter Angst vor diesem Leben mit der eingeredeten Option einer ewigen Hölle. Diese wird ja heute im Programm beider Kirchen wieder ganz offiziell gepredigt und auf vielfältigste Weise besungen. Seit Mitte der achziger Jahre ist fundamentalistische Ausrichtung unserer Religion wieder im Vormarsch. 50 meiner Kirchenlieder gehen über die Hölle, 50 über den Teufel und 150 über die Gnade, die möglicherweise zugesprochen werde, um dieser Hölle zu entkommen. Das sind 250 Lieder! Freud und Leid nimmt im seelischen Erleben Schizophrener ab. Der Kranke wird, wenn Sie so wollen, Buddhist. Buddhismus ist ebenfalls eine Form der Leidreduktion. Man strebt zwei Dinge an: Keine Freude zu empfinden  und kein Leid. Doch dazu später. Das Abendmahl mit seiner Schuldzuschreibung bezüglich des Kreuzestodes Jesu ist nichts für Psychotiker. Hier wird nach Paragraph 20 StGB Schuldunfähigen an diesem Paragraphen vorbei  die Schuld an einem, nach der Staatsanwaltschaft Flensburg nicht begangenen Foltermord angelastet.

 

Psychotiker gehören daher - wie auch Kinder - nicht in eine Kirche. Auch nicht in die Krankenhauskapelle.  

 

So etwas lehrte schon Nietzsche. Erwachsenen-Schizophrenie entsteht als Angsterkrankung durch Realangst vor dieser Erde und durch lediglich eingeredete, überflüssige Gottangst. Inwieweit genetische Faktoren begleitend wirken, ist unbekannt. Verwertbare Zwillingsforschung gibt es nicht. „Die Psychoanalyse zeigt aber, dass alles Unheil der menschlichen Psyche der Angst des Menschen entstammt“, so Eugen Drewermann, der mir schreibt, die Tätlichkeiten der Kirchen seien ein Fall für verschiedene Ministerien. Er denke da wie ich. Die Angst, die im menschlichen Urgrund liegt, ist so „grenzenlos“ wie die ewige Hölle ewig ist. Grenzenlos sind die Qualen der Schizophrenen gewesen, bevor sie in einem  geistigen Suizid ihre Seelen hingaben. Sie gehören damit zu den wahren Heiligen. Sie sind zumeist Opfer der Kirchen bzw ihrer Glaubensgemeinschaften. Da sie psychischen Terror ausüben, der Opfer produziert, sind unsere Amtskirchen terroristischen Vereinigungen gleichzusetzen.

 

Eugen Drewermann schreibt, es mache Sinn, in einer Psychose (die Schizophrenie ist eine, der Verf.) einen qualitativen Umschlag von bestimmten neurotischen Konflikten aufgrund einer quantitativen Steigerung ihrer Dynamik zu erblicken. „Auch die Religion mit ihren fundamentalistisch interpretierten Höllenphantasien... kann auslösend wie verstärkend an solchen psychotischen Prozesse beteiligt sein“, so der Therapeut. Die Patienten kämen nicht darauf, dass die Kirche seit Kindertagen ein Gottesbild in ihre Seele gepflanzt habe, das sich von dem gängigen eines Teufels kaum unterscheiden lasse (ich würde das „kaum“ in ein „nicht“ umwandeln, der Verf.).  Die Angst des Menschen wird so ins „Unendliche“ getrieben. Drewermanns sinnvolle Überlegungen und Schussfolgerungen decken sich mit meinen ärztlichen Erfahrungen und wir können sie heute als bewiesen ansehen. Psychiater müssen bei Drewermann also auf die Schulbank. Und höllenpredigende Kleriker wie Bischof N. Schneider machen sich strafbar, solange sie keine Unterschrift Gottes unter der Bibel vorweisen können. Ein Märchenbuch wird Gott aber nicht unterschreiben. 

 

Schon Freud wusste und lehrte, dass die Psychose eine erlebnisbedingte Angststörung ist. Anders als bei der Neurose, die "von der Realität nichts wissen will", helfe sich der Psychotiker durch Realitätsverleugnung  ("Das Lesebuch", S. Fischer).  Er suche sie zu "ersetzen" durch eine "neue Wahrnehmung", und sei bemüht, "sich solche Wahrnehmungen zu verschaffen, wie sie der neuen Realität entsprechen würden, was in gründlichster Weise auf dem Wege der Halluzination  erreicht wird". Schon Bleuler (1911) und später C. G. Jung, so Freud in „Kurzer Abriss der Psychoanalyse“, hätten in „wahrscheinlich endgültiger Weise“ lebensgeschichtliche Traumen für die Psychose-Entstehung verantwortlich gemacht. Schon Jung war das Sacco-Syndrom bei Psychotikern klar. Freud forderte die Anwendung der Psychoanalyse bei  der „funktionellen“ Schizophrenie, der Schizophrenie also, der ursächlich ein „Komplex“ zugrunde liegt. Ein Komplex  besteht aus einem  Trauma und seiner Verdrängung. Freud lag nur grundverkehrt in seiner Annahme, Kastrationsangst sei das wesentliche Trauma in der Genese psychischer Erkrankungen: Es ist nach Karl Jaspers die Gottangst, die Angst vor jenseitigen Strafen. So starben also diejenigen Analytiker, die eine Analyse „nach Freud“  bei Psychotikern durchführten, wie die Fliegen. Ursache war Freuds Kardinalfehler, Gottangst mit Kastrationsangst zu vertauschen. Er verwechselte zum Eigenschutz einen Gott-Gläubiger-Konflikt also mit einem Vater-Sohn Konflikt. Man zog sich also  als Analytiker in Übertragungen die Gottangst der Schizophrenen zu und lief somit in das Messer des Sacco-Syndroms. Ein konstruiertes Beispiel: Ein Psychotiker sagt, er habe sich gegen den Heiligen Geist versündigt. Der Analytiker will helfen und sagt in der irrigen Annahme, er sei Atheist: „Scheiß Heiliger Geist“. Schon hat er selbst die Sündengefühle  übertragen bekommen, die seinen Klient erkrankten ließen. Der Klient wird gesund, sei Arzt aber erhängt sich. So wurde die Psychiatrie ängstlich. Man negierte zur eigenen Sicherheit die ursächlichen Wirkungen der christlichen Religion, begab sich in die Fänge des Macht- und Wirtschaftsapparates Kirche und setzte statt Analyse der Einfachheit und „Sicherheit“ halber stark sedierende Neuroleptika und eine passende „Unterbringung“ der Erkrankten z. B. in Einrichtungen der Kirche ein. Man verheiratete sich mit der Kirche. Erst heute steht mit der EAT eine Behandlungsform zur Psychose-Therapie  zur Verfügung. Sie geht  die zugrunde liegende verdrängte Gottangst direkt an und macht, da sie Gottangst voraussetzt, eine individuelle Analyse überflüssig. Auch die heute noch hohe Suizidalität bei Psychotherapeuten beruht auf ihrer Unkenntnis, welche Angst sie eigentlich behandeln. Schon Nietzsche war hier aufgeklärter als die heutige Psychiatrie. Er benötigte nur einen „flüchtigen Gang über die Flure“ einer Psychiatrie, um den Verursacher der Psychosen auszumachen: Unsere Großkirchen. 

 

Auch der Analytiker N. Frenkle bringt die Dinge auf den Punkt. Schizophrenie ist eine starke Neurose, also eine erlebnisbedingte und damit durch Gespräche heilbare Krankheit. Es ist ein Ausweichmanöver, eine "Totalflucht" aus einer zu erdrückenden Außenrealität in eine "Innenrealität" mit einer Besetzung des Ichs durch dieselbe. In der Psychose zerstört der Erkrankte sein von außen bedrohtes Ich und ersetzt es durch ein Unbedrohbares. Und was kann ein Ich besser und effektiver bedrohen und zerstören als das Predigen einer ewigen Feuerhölle, auf das sich Bischof Schneider und seine EKD ja bestens verstehen und die Schneider eine Strafanzeige wegen Kindesmisshandlung einbrachte? Frenkle, zur Zeit wahrscheinlich der beste Analytiker den wir haben, beklagt zu Recht den sehr mangelhaften Ausbildungsstand vieler heutiger Ärzte mit dem Zusatztitel "Psychotherapie". Ein strafender Gott sei nichts anderes als ein Teufel (Quelle: "Vom Werden und Sein des Menschen"). Durch derartige Angstmacherei stagniere die Entwicklung eines Kindes. Es würden Psychosen verursacht. Man habe durch Höllenpredigen "ständig geschädigt und krank gemacht" und Positives sei dadurch nicht entstanden. Geradezu lächerlich ist das Statement heutigere Psychiater, man würde heute nicht mehr an die Hölle glauben. Was der Mensch glaubt, weiß er nicht. Es ist ihm unbewusst. Gerade Nervenärzte sollten das wissen.

 

Nur eine der Katastrophen in der Medizin ist die Schublade Schizophrenie, in die alles kommt, was sich religiös bedrängt fühlt - zu Recht bedrängt fühlt und darüber in Anwesenheit eines Psychiaters spricht. In dieser Schublade gibt es keine analytisch ausgerichtete, die Ursachen aufdeckende Psychotherapie. Es gibt nur dauerhaft schädigende Neuroleptika und teure Daueraufenthalte in geschlossenen Abteilungen. Die Psychiaterin A. Haufe und ihr Kollege D.-E. Krause stellen in „Der Weg in eine andere Welt“ eine Frau vor. „Sie saß fast regungslos, grau, unscheinbar und gebeugt auf der Stuhlkante. Zögernd drückte sie aus, dass sie jetzt bestraft werde, weil sie sich in ihrer Jugend versündigt habe.“ Sie wollte sich das Leben nehmen. Das sei eine Psychose, eine paranoide Schizophrenie, meinen die Autoren. Der Begriff Psychose beschreibe „Veränderungen erheblichen Ausmaßes, die zu einer Beeinträchtigung im Sinne von <Verrücktheit> führen.“ Für Mitmenschen sei das „nicht mehr einfühlbar“. Man meint, die Patientin gehöre in Gruppe 4 nach Marneros (1993), mit dem Symptom eines „anhaltenden, kulturell unangemessenen und völlig unrealistischen Wahnes“. Der Fall zeigt, dass Psychiater sich in Religionsdingen nicht einfühlen können. Sie sind dazu nicht ausgebildet und lehnen eine Ausbildung ab. Solche Fälle überweist man den dogmaverpflichteten Theologen. Natürlich hat sich die Frau, wie wir alle, in der Jugend irgendwann versündigt – und das vielleicht nicht gebeichtet. Nun hat sie

 

Sündengefühle,

 

ein Begriff, den ich hiermit in die psychiatrische Nomenklatur einführe. Das sind ins transzendental-unermessliche überhöhte, unkontrollierbare Schuldgefühle. Dass auch auf die kleinste Sünde, Beispiel Evas Apfelklau, bei ausbleibender Gnade schwerste und verrückt anmutende göttliche, auch ewige Feuer-Strafe folgen kann, lernte sie im Konfirmations- und später unter staatlicher Aufsicht im Religionsunterricht. Wenn man dort das Lied über die Hölle nicht auswendig wusste, bekam man eine Fünf.

Der Gott der Bibel und sein Sohn,  klerikal erfundene Konstrukte, sollten rasch einen Ethikkurs bei einer Volkshochschule oder direkt am Institut für Ethik an der Uni München, Vorstand Prof. Markmann, belegen, bevor sie weiteres Unheil an meinen Patienten anrichten.

Die Frau hat also ein Sacco-Syndrom und reagiert kulturell durchaus angemessen, weil staatlicher Religionsunterricht, Kirche und kirchliches Dogma unsere Kultur mitbestimmen und man das Dogma Hölle in der Suggestivsituation „Gottesdienst“ Kindern aufbürdet, aufbrennt wie ein Brandmal. Diese Frau hat kirchliche Gehirnwäsche und frühkindliche seelische Gewalterfahrung vor dem Altar hinter sich. Man muss mit ihr über Sünde sprechen. Das kann und tut unsere gottphobische Psychiatrie nicht. Die Autoren äußern: „Bis heute weiß man unzureichend, was eine Psychose verursacht.“ Nun, die Kirche, der größte Arbeitgeber der Psychiater, produziert solche Psychosen, die in Wirklichkeit  relativ leicht zu behandelnde (erlebnisbedingte) Neurosen sind. Gerecht sei Folter, wenn Jesus sie anordne oder durchführe, so die heutige dogmatische, aber nach Bischöfin Käßmann gotteslästerliche Lehrmeinung beider Großkirchen. Den Zahn eines hitlergleich sich aufführenden Jesus muss man der Patientin gleich auf der Stuhlkante ziehen. Sonst wird sie nicht gesund. 

 

Folter ist nie gerecht, auch wenn diese internationale und inzwischen kulturell bindende Erkenntnis den Kirchen nicht ins Konzept passt. 

 

Jesus wird  nicht, wie es die EKD predigt, in die Fußstapfen eines Hitlers treten. Lässt gar die Psychiatrie die Kirchen  in Ruhe, weil man Ärger mit ihr vermeidet? Natürlich muss die oben zitierte Patientin zunächst stationär. Natürlich muss sie kurzfristig Neuroleptika bekommen, wenn sie starke Ängste hat. Ganz im Vordergrund sollte aber eine ekklesio-adversative Psychotherapie stehen. Das Hauptthema bei Schizophrenen ist die Religion. Sie reden über den Grund ihrer Erkrankung. Was man schnell als Größenwahn bezeichnet, dass sich da jemand als Mutter Gottes, Gott oder Jesus vorstellt und präsentiert, sind verzweifelte Rettungsversuche bei Gottangst und daher oft unerschütterliche Fixpunkte. Es sind Rettungsanker. Jesus wird weder seine Mutter Maria noch seien Vater Gott in seinen ewigen "Feuerofen" (Diktion Matthäusevangelium) werfen. Es ist einfach nur praktisch und intelligent gemacht, sich vorzustellen, man sei als Maria Jesu Mutter.

 

Die Psychose ist eine zunächst rettende Lebenslüge.

 

Auch ist man als Kaiser von China nicht christlich religiös, sondern Buddhist und selber ein Gott. Und doch sind diese "Lösungen" oft unbefriedigende Illusionen und nur ein temporäres Aufgeben des Problems, das ungelöst im Unbewussten weiter virulent wirkt. Irgendwo weiß man als Psychotiker sehr wohl, dass man nicht der Kaiser von China ist. Hier ist der Ansatz zur Therapie gegeben bzw. hier wird sie notwendig, wenn offensichtlich doch noch Leiden besteht, wenn der seelische Suizid unvollständig ist. Er ist nahezu regelmäßig unvollständig. Die Halluzination ist ein Trick als Versuch einer Heilung. Auch wenn sie von außen betrachtet "quälend" erscheint, ist sie dennoch besser als die Realität. Man muss also nicht mit Neurolepika versuchen, das Symptom Wahn wegzutherapieren, denn dann entstehen Ängste, die den Therapeuten verleiten, noch "mehr" zu geben. Besser als der Rezeptblock ist ein Gespräch, eine EAT. Im Frühjahr 2014 las ich Sigmund Freud, "Das Lesebuch", S. Fischer. Schon Freud wusste, dass die Psychose eine erlebnisbedingte Angststörung ist. Anders als bei der Neurose, die "von der Realität nichts wissen will", helfe sich der Psychotiker durch Realitätsverleugnung. Er suche sie zu "ersetzen" durch eine "neue Wahrnehmung", und sei bemüht, "sich solche Wahrnehmungen zu verschaffen, wie sie der neuen Realität entsprechen würden, was in gründlichster Weise auf dem Wege der Halluzination  erreicht wird". Wenn der Trieb einen "Vorstoß" mache, werde "jedes Mal mit Angst reagiert". Soweit Freud. Was Freud aber falsch dachte: Nicht die ausgebliebene Triebbefriedigung macht Angst, es ist der Sexualtrieb selbst, der als angebliche "Sünde" Angst macht und daher nicht befriedigt wird. 

 

Lebenslügen kommen auch bei "Gesunden" vor. Das Urvertrauen in diese Welt ist eine solche Illusion, wie auch die Eigensicht von Psychiatern, sie könnten trotz jahrzehntelanger klerikaler Indoktrination (in Suggestion) doch Atheisten oder Agnostiker sein. Oft kommt man mit einer solchen Lüge ein Leben lang zurecht. Was ist aber, wenn jemand wie ich im Interesse von Patienten die Lebenslüge aufdeckt und zerstört? Oft wurden bei Schizophrenen Psychoanalysen von Psychiatern versucht. Das Ergebnis: Es kam zu massenhaften Übertragungen und ekklesiogenen Suiziden bei den "atheistischen" Therapeuten. So beinhaltet so manche Lebenslüge wirkliche Lebensgefahr bei Illusionisten. Insofern halte ich meine Analyse der Psychoanalytiker doch für sehr wichtig und richtig, auch wenn der Analysand nicht einverstanden ist. Ist man als Illusionist sogleich Psychotiker? Irgendwo ja. Irgendwo sind wir nahezu alle Psychotiker, wenn wir Lebenslügen als Wunsch- und Tagträume wie Schutzwälle gegen Unerträgliches aufbauen.  Das macht uns ja so interessant. Wenn man so will, ist jede Verdrängung Lebenslüge und Psychose bzw. psychoseähnlich. Es ist der gleiche, unbewusst funktionierende Trick. Unsere alltägliche Psychose hilft uns, in dieser unerträglichen Welt zu überleben. Im Ameisenhaufen stehend, verdrängen wir das Elend unter unseren Füßen und damit unsere Schuld, den Fuß nicht vorsichtiger im Waldboden aufgesetzt zu haben. 

 

Prof. Heinz Häfner nennt die Symptome einer Schizophrenie: Vergleicht man vier depressive IRAOS-Symptome bei Schizophrenen und Gesunden (versus), so ergeben sich Depressivität bei 70,2% (versus 19,3%), Schuldgefühle 33,3% (versus 10,5%), mangelndes Selbstvertrauen 59,4% (versus 12,3%) und Suizide bei 12,3 (versus 8,8%). Da auch moderne Neuroleptika depressiv machen können, ist man oft besser beraten, bei Psychosen Antidepressiva und eine EAT zu verordnen, Gespräche also, die kirchenverursachte Traumen darlegen.

Bei Häfner gibt es in „Das Rätsel der Schizophrenie“, C.H. Beck, auch Fallschilderungen: Eine Frau äußert sich im Wahn über Sexualität. Die ist insofern immer problematisch, da wir bei verkehrter Anwendung ja bekanntlich nach katholischem Dogma in die Hölle kommen. Wir haben dann gesündigt. Nebenbei: Dieses Dogma ist selbstverständlich auch für Nichtkatholiken bindend, selbst für Buddhisten und Atheisten! Die Frau zieht sich dann auf einem belebten Vorplatz einer Kathedrale splitternackt aus, um vor der Kirche ihre „Reinheit“ zu zeigen. Erklärung: Die Sinne der Patientin wurden durch Angst vor Unreinheit und damit durch Höllenangst verwirrt. Irgendwann hat sie sexuell „gesündigt“, wobei sündige Gedanken schon für die Hölle ausreichen (siehe Bergpredigt). Vielleicht hat sie gar nackt geduscht: „Nacktduschen widerspricht katholischer Moral“, so das Generalvikariat Köln. Der Krankheitsverursacher ist also die Kirche. Therapie und Heilung kann in einer EAT geschehen.

Ein zweiter Fall: Ein Mann wirft einen Fernseher aus dem Fenster und will mit einem Hammer das Gerät seines Nachbarn ebenfalls zerschlagen. Aus dem Fernseher kämen die „teuflischen“ Botschaften, er solle seinen Bruder erschlagen. Das entrüstete den Mann. Seine Fernseherwut wird uns verständlich, nur seine unerklärlich und skurril anmutenden Taten können wir nicht einordnen.

 

Dabei ist es so einfach: Wir müssen immer nach der „Sünde“ sehen.

 

Sie ist die Ursache der größten Angst. Es ist Sünde, seinen Bruder zu erschlagen. Aber, und das mag der Leser hier einwenden, der Erkrankte hat es ja nicht getan! Das unglaublich Perfide an der Bibel und ihrem „Jesus“ liegt aber in der Tatsache, dass der alleinige Gedanke, man wolle den Bruder töten, schon ebenso schwer wiegt wie die ausgeführte Tat. Dieser gedankenlesende und Gedanken bestrafende Gott war im Judentum noch nicht erfunden! Sich bei sündigen Gedanken selbst masochistisch ein Auge auszureißen sei besser, als in seine ewige Feuerhölle zu kommen, meint der Jesus der Bibel. Wo? In seiner Bergpredigt. Die Story verunsicherte mich als Kind doch sehr. „Die Gedanken sind frei, wer kann sie erraten…“, singen wir. Aber das ist Unfug. Das Kirchenkonstrukt „Gott“ errät alles und macht aus uns unfreie beichtende Sklaven. Ich gehe einfach einmal davon aus, dass der Patient sich derart „versündigte“. Skurril ist daher nie der Psychotiker. Aber:

 

Seine Religion ist skurril. Unsere Religion ist skurril und schizophrenogen.

 

Die „Sünde“, die hier rechtlich nicht einmal simple Schuld ist, analytisch herauszufinden, dauert Jahre - eine EAT dagegen erst einmal nur 4 Stunden. Nur sollte man sie bei Psychosen frühzeitig einsetzen. Wenn der Patient so weit „weg“ ist, dass er nicht mehr zuhören kann und will, weil er es sich in seiner Scheinwelt gemütlich gemacht hat, ist es für jede Psychotherapie zu spät.

 

Flott geht auch eine Teufelsaustreibung, wie sie die katholische Kirche betreibt. Dabei wird natürlich nicht der Teufel ausgetrieben, sondern die vorher eingeredete Angst vor ihm und seiner angeblichen Feuer-Hölle. Auswüchse hat das im leichtgläubigen missionierten Afrika angenommen. Es stand im Spiegel:  Erst produziert die Mission massenweise Schizophrenien. Dann werden die so Erkrankten in Fußballfelder getrieben, drum herum Stacheldraht. Nun kommen eben diese Missionspriester und "treiben den Teufel aus". € 200,- kostet die Angelegenheit für jede Familie. Das ist viel Geld, wenn man keines hat. Und für die Priester ist es leicht verdientes Geld, weil es ja eine Massenaustreibung in Massensuggestion ist. Viele passen da hinein, in dem Fußballpferch. Von den ausgetriebenen Teufeln sieht man aber gar keinen. Sind die unsichtbar? Die Kirche verdient, das sehen wir hier, doppelt, denn bei der allsonntäglichen Teufelhineintreibung kassiert sie ja auch schon. Das ist so, wie wenn wir Ärzte Großküchen betreiben, das Essen vergiften und dann die Behandlung übernehmen würden. Tun wir natürlich nicht. Da es Todesfälle gab, holt sich die katholische Kirche nun drei Psychoanalytiker mit an Bord. Man beratschlagt, was unglaublich ist, im Team, ob eine einfache Psychose oder eine Besessenheit vorliegt, so beschrieben in "Die Neurose der Psychiatrie".  Man staunt, wofür sich Ärzte und Psychologen so hergeben.

 

Es gibt aber tatsächlich auch Nichtpsychotiker. Es sind dies die Realisten, die nicht die Gabe der Verdrängung haben. Sie retten sich, beispielsweise wie ihr Vorbild Schopenhauer, durch intellektuelle Arbeit. Alternativ suizidieren sie sich irgendwann oder erhalten aufhellende Antidepressiva. "Alles muss übel aufstoßen" sagt ein Realist, der Künstler Jonathan Meese, der den Hitlergruß, was viele nicht wussten,  schon ernst, aber künstlerisch meinte. Sein Atelier oder "Raum"  ist eindrucksvoll  wie ein Gottes-KZ ausgestattet - so richtig zum Gruseln und ein Abbild so machen kirchenkranken Unbewusstseins. Natürlich braucht es da normalerweise eine schützende Barriere zum Bewusstsein. Realisten sind nicht normal. Sie sind die absolute Ausnahme. 

 


Psychose
Psychose

Viele Eltern psychisch kranker Patienten haben starke Schuldgefühle, so Martin Baierl. „Die meisten davon sind unbegründet“, so der Therapeut. Leider verstärken zahlreiche Psychiater noch derartige Schuldgefühle durch nicht sachliche Äußerungen, die mehr schaden als nutzen: Sie geben Eltern Schuld am Zustand der Kinder. Eine EA-Familientherapie ist in diesen Fällen angezeigt.

 

Hier bespreche ich jetzt nachempfundene Bilder, wie sie Schizophrene malen.

Aus einer schlimmen Kreuzigung wird Erträgliches
Aus einer schlimmen Kreuzigung wird Erträgliches
Aus einer schlimmen Sintflut eine Kaffeefahrt
Aus einer schlimmen Sintflut eine Kaffeefahrt
Die Schuld am Kreuz bewirkt die Spaltung der Seele
Die Schuld am Kreuz bewirkt die Spaltung der Seele

 

 

 

 

Ein  Bild zeigt die Folter am Kreuz. Der Schizophrene ist an § 20 StGB vorbei nach Kirchenaussage „Mittäter“ bzw. auch Alleintäter bei der Kreuzigung. Diese „eigene Schuld“ muss bagatellisiert werden. Die gemalte Folterszene scheint kaum noch etwas Grausames zu beinhalten. So fließt auch kein Blut. Blumen geben dem Bild paradoxe Leichtigkeit. Die Schwere der kirchlich eingeredeten Pseudo-Schuld wird wegbagatellisiert. Eine Pseudoheilung tritt ein und bewirkt eine Erleichterung der Seelenqual. C.G. Jung analysierte Psychosen seit 1903. Die Auflösung des Ichs werde auch durch "religiösen Fanatismus", wie wir ihn in Bischof Schneiders Höllenpredigen erleben, veranlasst. Ein Angstzustand in Form einer "plötzlichen Panik" könne wie eine "Explosion oder ein Erdbeben" eine Neurose (eine latente Psychose) in eine komplette Psychose umschlagen lassen und das Ich spalten. Meist ist diese Panik die Angst vor der ewigen Hölle. Heutige Psychiater tun Panikstörungen  als die Angst vor der Angst ab, die es aber gar nicht gibt. Jung heilt eine Schizophrene, die ihm dann vermittelt, sie hasse ihn, da er es ihr unmöglich gemacht habe, in ihre "schöne Psychose" zurückzukehren (in "Über die Psychogenese der Schizophrenie"). Er deckte die "Sünde" auf,  rationalisierte sie und zeigte den Patienten die eigentliche Lächerlichkeit dieser Sünden auf. So hatte sich eine Klientin jahrelang dem Bruder als Kind entblöst gezeigt und mit dem ebenfalls Entblösten wohl so Einiges unternommen. Das ist kindliche Spielerei und niemals Sünde oder gar Inzest, wird aber schnell, wie wir hier sehen,  der Urgrund einer ekklesiogenen Höllenangst-Psychose. So trat bei Patienten Jungs oft Heilung ein, die aber bei der nächsten verdrängten Sünde wieder in Psychose umschlagen konnte. Einfacher und gründlicher in der Heilung ist eine EAT, in der der Un- und Irrsinn einer Hölle dem Patienten aufzeigt wird und die Brutalität der diese Hölle indoktrinierenden heutigen Kirche. 

 

Das nächste Bild zeigt  die Arche Noah bei der Sintflut.  Auch hier fehlt jede einem Holocaust eigentlich zustehende Grausamkeit. Einen so grausamen Gott und grausam leidende Menschen halten Psychotiker halt nicht aus. Darum werden sie ja Psychotiker. Wir haben den Eindruck einer fröhlichen Kreuzfahrt - und die ist erträglich, wohingegen der Bibel- bzw. Kirchen-Gott unerträglich ist. Die Realität wird einfach auf den Kopf gestellt. Aus schrecklich wird schön gemacht. Wenn alles funktioniert, ist die Psychose ein Segen für den Erkrankten. Er ist die Sorge "Welt" los, mit der wir "Normalen" uns noch herumschlagen müssen.  Aber es funktioniert nicht alles. 

 

Nicht immer gelingt der Rückzug in die Psychose vollständig, sodass eine Depression bleibt, so im Bild Nr. 3.  Die drei Kreuze auf dem Kreuzeshügel  sind dem Kranken unerträglich und der Körper  ist folgerichtig zerrissen. Der Kopf will sozusagen von der Kreuzigung, der angeblichen Sünde des Erkrankten, nichts wissen. Es resultiert die gespaltene Persönlichkeit und ein Wahn, der dem Patienten hilfreich ist. Ihn soll man nicht mit Neuroleptika wegtherapieren.  Man muss die Schuld und die resultierende Höllenangst behandeln: Mit Gesprächen wie in einer EAT, siehe dort.  Wir alle haben Christus nicht gekreuzigt. Unsere Unschuld in dieser Frage ergibt sich aus den Urteilen der Staatsanwaltschaften Hannover und Flensburg.

 

Hier im Anschluss drucke ich meine Arbeit aus 2015 über die "Schlumper", eine Gruppe schizophrener oder sonst psychisch Behinderter in Hamburg.

 

Was malen Schizophrene – und warum?           

von Frank Sacco

 

Stellt das wirklichkeitsentrückte Denken der Schizophrenen den Versuch einer Heilung dar? C. G. Jung war dieser Meinung.  Wir sprechen von Defektheilung, wenn die Erkrankung im Prinzip  bestehen bleibt, jedoch erträglicher wird. Nur isoliert (z. B. mittels Neuroleptika) einen Wahn zu behandeln, ohne zuvor die Krankheitsursache anzugehen, ist ein heute regelmäßig begangener Fehler in der Psychiatrie, die sich mit einer erlebnisbedingten Genese der Erkrankung heute so gut wie nicht mehr beschäftigen mag. 

Werner Voigt, ein Patient mit einer Schizophrenie,  ist einer der bekanntesten Künstler der Gruppe „Die Schlumper“ in Hamburg. Er starb im Alter von 79 Jahren im Sommer 2015. Er überlebte die Euthanasiebestrebungen des 3. Reiches. Der Aufenthalt in den kirchlich geleiteten Alsterdorfer Anstalten war eine Qual. In dem hier zu besprechenden Gemälde (Die Alsterdorfer Passion von 1986) berichtet er uns darüber schriftlich: „Erst haben sie mich geschlagen und gepettet, dann haben die Pfleger mich in Wachsaal getragen… In der Schneiderei hat mich der Meister mit dem Bügelbrett auf den Kopf geschlagen.“ Voigts Bilder sind im Internet:

http://www.schlumper.de/en/verein/sammlung/werner-voigt.html

 

Voigt lebte ganz seine Religion, sowohl auf seinem als eine Art Kirche ausgestalteten Zimmer, wie auch auf Station und in seiner Malerei. Oft  betete und missionierte er, ein Merkmal ja so vieler Schizophrener. In der Regel wird man Missionar oder Prediger, um jenseitige Strafen seines Rachegottes zu verhüten oder abzumildern. Im Gemälde klagt Voigt sich an: „Auch ich habe gesündigt. Bei Karstadt habe ich Mundwasser gestohlen und 8x4 und Tabak-Rasierwasser.“ Man bemerke die subjektive Wichtigkeit dieser „Sünden“, die ja als Schuld objektiv wirkliche Bagatellen darstellen. Die Amtskirchen nutzen  über Evas Apfelnehmen ihre Chance, wirklich kleinste Vergehen zu einer tod- oder gar höllenwürdigen Sünde zu erklären, ein Trick, der sich finanziell seit Jahrhunderten auszahlt.

 


             Werner Voigt, nachempfunden von einem Schizophrenen


 

Werner Voigt, ein Patient mit einer Schizophrenie,  ist einer der bekanntesten Künstler der Gruppe „Die Schlumper“ in Hamburg. Er starb im Alter von 79 Jahren im Sommer 2015. Er überlebte die Euthanasiebestrebungen des 3. Reiches. Der Aufenthalt in den kirchlich geleiteten Alsterdorfer Anstalten war eine Qual. In dem hier zu besprechenden Gemälde (Die Alsterdorfer Passion von 1986) berichtet er uns darüber schriftlich: „Erst haben sie mich geschlagen und gepettet, dann haben die Pfleger mich in Wachsaal getragen… In der Schneiderei hat mich der Meister mit dem Bügelbrett auf den Kopf geschlagen.“ Voigts Bilder, auch das hier diskutierte, sind teilweise  im Internet im Original zugänglich: 

 

http://www.schlumper.de/en/verein/sammlung/werner-voigt.html

 

Voigt lebte ganz seine Religion. Er zeigt darin zwanghafte Züge. So hat er sein Zimmer in eine Kapelle verwandelt, so malt er vorwiegend biblische Motive.  Oft  betete und missionierte er, ein Merkmal ja so vieler Schizophrener. Tiefenpsychologisch wird man in der Regel solcherart Missionar oder Prediger, um jenseitige Strafen seines Rachegottes zu verhüten oder zumindest abzumildern. Im oben gezeigten Gemälde klagt Voigt sich an: „Auch ich habe gesündigt. Bei Karstadt habe ich Mundwasser gestohlen und 8x4 und Tabak-Rasierwasser.“ Man bemerke die subjektive Wichtigkeit dieser „Sünden“, die ja als Schuld objektiv wirkliche Bagatellen darstellen. Die Amtskirchen nutzen  über Evas Apfelnehmen ihre Chance, wirklich kleinste Vergehen zu einer tod- oder gar höllenwürdigen Sünde zu erklären, ein Trick, der sich finanziell seit Jahrhunderten auszahlt. Ein kleinlicheres Wesen als der Christengott ist nicht denkbar. Er bestraft sogar Gedanken und straft damit das schöne Lied „Die Gedanken sind frei“ Lügen.  

 

Ein fröhlich lachender „Engel“ ist über dem zentral gemalten „Heiland“ abgebildet, einem fröhlich  lachenden Heiland am Kreuz, flankiert von den zwei ebenfalls Gekreuzigten. Warum, so fragen wir uns, warum diese Heiterkeit am Kreuz? Es fließt kein Blut. Es ist eine von jeder Realität abweichende Kreuzes-Heiterkeit, die wir auch auf Gemälden anderer Schizophrener wahrnehmen. 

Nun, hier wird eine weit größere „Sünde“ als das Stehlen eines Mundwassers (weg) – bagatellisiert: Diese kirchlich eingeredete „Schuld“ eines jeden Menschen - eben durch seine Sünden - am Kreuzestod Jesu. Diese „Maximalschuld“ wiegt in der Seele psychisch Kranker besonders zu Krankheitsbeginn  mehr als jedes entwendete Mundwasser, ja sie hat an der Krankheitsentstehung mitgewirkt bzw. sie bewirkt. Ein am Kreuz wahnhaft bzw. realitätsentrückt fröhlich gemalter Jesus mindert das Leid Jesu und damit die persönliche „Schuld“ des Erkrankten  an diesem Foltertod. Da bei jedem Abendmahl diese „Schuld“ dem Abendmahlsnehmer geradezu mit Brot und Wein als „Gift“, wie uns schon Rilke lehrt, inokuliert wird, versucht ein ekklesiogen schizophren Gewordener diese seine größte „Schuld“ zu verniedlichen bzw. überhaupt Leid und damit Realität zu bagatellisieren. Das von Rilke identifizierte Gift wird sozusagen über den Wahn abgebaut, das Sterben am Kreuz  im Jahr 32 n. Chr. sei leicht gewesen. 

 

Das skurrile Schuldgeben an einem Foltermord, wo objektiv gar keine Schuld ist,  ist das Unheilige am unheiligen Abendmahl und ein erneuter Kirchentrick, der so viele Menschen, die hier künstlich zu Meuchelmördern gemacht werden, in die oft lebenslange psychische Erkrankung führt – auch in die Psychose.  Man will Demut  - und erntet Erkrankungen. Diese unsere kollektiv kirchenängstliche Gesellschaft gibt ihren Amtskirchen die Freiheit, ihren per Gesetz schuldunfähigen Kindern (§19 StGb) und Psychotikern (§20 StGb) einen begangenen Mord mitsamt der vollen Schuld daran einzureden. Die angesprochene kollektive Gottangst zeigt sich in der Unfähigkeit, Gottkritik zu üben: Die Veranstalter bzw. Planer eines Holocaust (Gott mit der Sintflut, Jesus mit der Apokalypse)  werden sogar „geliebt“. Hier spielt Verdrängung eine Rolle, die im Prinzip auch zu einem Wahn führt, dem Wahn, die Götter im Christentum  könnten so etwas wie „Die Liebe“ sein. Sie sind das Gegenteil. 

 

Die hinter Voigts  Schizophrenie verborgene Gottangst nimmt man wohl als Hamburger Psychiater nicht wahr. Man wird sie wohl nicht ernst genommen haben. Es reicht aber nicht, einem psychisch Erkranken zuzuhören. Man muss auch hören, was er sagt und sehen, was er malt. Auch Christian Mürner, der Voigts Werk zusammen mit Pastor Ulrich Hentschel in der Broschüre „Werner Voigt /Die Schlumper“ im Jahr 2015 bespricht, erwähnt nicht die  schizophenogenen, die schlechten Seiten unserer fundamentalistischen Religion. Er geht nicht auf das Gemälde auf der Rückseite der Broschüre ein. Dort malt sich Voigt dem Anschein nach selbst, sicherheitshalber mit einem „Heiligenschein“, aber mit den Worten „HEbE dicH WEG VON MiR, SATAN! Er hat sich vom Teufel besessen gefühlt und keinen gefunden, der ihm den Teufel, diese kirchliche Reklame, ausgeredet hätte. Die Diagnose „Vom Teufel besessen“ deckt sich übrigens mit der Diagnose der Kirche, wenn Psychotiker von der deutschen Psychiatrie (wegen eigener verdrängter Gottängste) zum Klerus überwiesen werden (Zeitung „Die Zeit“ vom 31. 3.2010). Dort stellt Pfarrer zu Elzt diese Diagnose als Fehldiagnose.

 

Ein von Voigt gemaltes Bild der Broschüre zeigt den „Mittwochsgottesdienst im Pflegeheim Horn, 1986“. Unter dem Gekreuzigten steht ein Schild mit der Aufschrift: „Jesus spricht: Bleibt in mir so, bleibe ich bei Euch“. Niemals hat der historische Jesus das gesagt. Es ist ein listiger Erpressungsversuch der Amtskirchen und bedeutet, einem vom Glauben Abtrünnigen werde Jesus seine Liebe entziehen, also Liebesentzug begehen. Er werde dem Abgefallenen eine Freikarte zur ewigen Folter ausstellen. Das ist mehr als gemein. Es ist ein Missbrauch an Jesus in finanziellem Eigennutz seiner Bodentruppen.

 

Auch die offene und ernstgemeinte Androhung einer ewigen Folterhölle, von unserer leider so kirchenabhängigen Psychiatrie als Bagatelle ohne Schädigungspotential eingestuft, erweist sich als schizophrenogen. Der Erkrankte, in diesem Fall Voigt, ergreift die Möglichkeit, auch ohne Theologiestudium „Priester und Missionar“ zu werden und sich zur Gänze dem Dogma seiner Kirche zu unterwerfen. Paradoxerweise nimmt die Psychiatrie die Amtskirchen immer noch als positiven Resilienzfaktor für die Seele wahr, Institutionen also, die vor Kindern (!) ewige Folter als skurrile "Gerechtigkeit" gutheißen und ankündigen. Verstehe das, wer kann.

 

In einer kirchlich geleiteten Alsterdorfer Psychiatrie wird das natürlich allzu  gern gesehen. Man hat einen friedlichen, konservativ-demütigen Gläubigen vor sich, der ein „Beispiel“ für die Allgemeinheit abgibt, die sich aus einer erklärlichen inneren Abneigung heraus nur vom 2. bis 16., und dann ab dem 75-zigsten Lebensjahr länger in einer Kirche aufhält. Schizophrene sind sozusagen aufgrund ihrer Angst immer in der Kirche. Doch nicht aus freiem Willen. Dieses aus einer Not heraus gewählte Gefängnis beruhigt ihre Nerven. Es gibt sogar Patienten, die sich gleich wahnhaft zu Maria, Jesus oder Gott ausgestalten, Personen also, die nach dem Dogma nicht einer ewiger Strafe unterliegen.  Das ist, weil man eben auch irgendwo „weiß“, dass man auch Herr  Friedrich Meyer ist, nur mit zwei Personen in einer Person möglich. Man ist in einer Symbiose mit einem biblischen Rettungsring innerpsychisch gespalten: schizophren.

 

Ein anderer Psychose-Patient  malt sich nicht ohne Unterlass die Schuld (die keine ist) von der Seele, er sammelt ohne Unterlass Sterntaler. Er führt akribisch Buch wie der Bibelgott nach Angabe des Vatikan akribisch Buch führt. Der von mir vermutete Grund: Der Psychotiker hofft, am Ende jeden Monats seinem Gott eine positive Bilanz vorweisen zu können. Denn bei negativer Sterntaler-Bilanz winkt die zeitlich unbegrenzte Folter (Hölle), die als Idee nur einen weiter Kirchentrick darstellt. Denn welcher Gott hat nach Auschwitz schon Lust auf die Einrichtung eines ewigen Dauer-KZs? Hier kommt zur Anschauung so eine Seite einer rettenden Sterntalersammlung von nur einem Tag:

 

 

01.07.2015

      Rubrik  1: Fleiß im Haushalt 

       1.       Ich putzte das Bad. 1 *   2.       Ich verrichtete den Küchendienst. 1 *

3.       Ich hielt, wie immer, nach Post wenigstens Ausschau. 182 *

4.       Ich ging, wenn auch mit Hilfe meines Vaters, bei Rewe nur das Nötigste Einkaufen. 1 *

5.       Vorher fertigte ich den Zettel an. 1 *

6.       Das selbstständige Bezahlen der Ware hat gut geklappt. 1 *

7.       Ich trug meine Einkäufe hoch. 1 *

8.       Ich räumte sie größtenteils weg. 1 * das sind ja 189 * von eigentlich 35 * und das sind 

     dann 154 * extra.

Rubrik # 2: Betragen

 1.       Ich verhielt mich den Nachbarn, soweit es mir bekannt ist, immer löblich gegenüber. 2727 *

2.       Ich hielt dreimal am Tag Frieden am Tische. 3 *

3.       Ich war Vater dankbar, dass er mit mir zum Edeka-Markt ging. 1 * Donnerwetter! Das sind ja 2731 * das sind also 2 Sondersterne, 7 Ferienbonussterne, 0 Wochensterne, 3 Bedürfnissterne und 1 Rechtestern; und zur Belohnung habe ich dafür einen Kartenspielabend in Aussicht.

Rubrik # 3: Religionsaufgabe

 1.       Bis jetzt betete ich immer, was ich nicht aufschreiben durfte, alle Rosenkränze täglich, die es gibt. 182 *

2.       Das gilt auch in Puncto Innere Beichte. 182 *

3.       Das gilt auch in Puncto Inneres Beten. 182 *

4.       Das gilt auch in Puncto Inneres Buße tun. 182 *

5.       Das gilt auch in Puncto Innerer Exorzismus. 182 *

6.       Das gilt auch für die Innere Andacht. 182 *

7.       Das gilt auch für die größtenteils gelebte Askese. 182 * das sind ja, mein lieber Mann

      und Scholli, 1274 * das sind also 1 Sonderstern, 2 Ferienbonussterne, 1 Wochenstern, 2 Bedürfnissterne und 4 Rechtesterne. Also, dafür habe ich zur Belohnung einen Schokoladenriegel einmal in der Woche oder ein schönes Ayovedisches Patchuliduschgel in Aussicht. Einmal muss es doch einen Ablass geben dafür.

Rubrik # 4: Dienst für die eigene Gesundheit

       1.       Ich trank genug. 1 *

2.       Ich schrieb es auf. 1 *

3.       Ich verweigerte die Tabletten nicht. 1 *

4.       Ich verweigerte die Pillen nicht. 1 * das sind 4 von 25 *

 Rubrik # 5: Zusatzaufgaben zur Erreichung von Extrasternen: 0 * Rubrik # 6: gute Gedanken: 0 *

Gesamttagessterntalerpunktzahl: 4198 * das sind 4 Sondersterne, 1 Ferienbonusstern, 1 Wochenstern, 4 Bedürfnissterne und 8 Rechtesterne. Dafür habe ich zur Belohnung in Aussicht, ausnahmsweise einmal am Supernintendo spielen zu dürfen.     Ende 1. Juli 2015

 

Was fällt hier auf? Bei einer Schizophrenie wird ein Ritual gesucht und gefunden. Es gibt dem Leben Halt und lenkt die Gedanken vom Grund für die Schizophrenie ab. Viele psychische Erkrankungen laufen mit einem Ritual ab. Bei der Zwangskrankheit nennen wir das Ritual Zwang. Doch auch „Gesunde“ leben zwanghaft. Bei schönstem Sonnenschein sucht man, statt aktiv Nächstenliebe zu leben,  allsonntags eine muffige Kirche auf und lässt sich als Sünder titulieren, ja als Mörder Jesu. Ohne den abschließenden, allerdings köstlichen Segen, würde man depressiv nach Hause gehen.

 

Als oft problematisch, und auch daher schreibe ich diesen Artikel,  sehe ich die Zusammenarbeit der Schlumper mit den Kindern der Hamburger integrativen Ganztagsgrundschule "Louise Schroeder Schule"  an, die deren Werke “nachmalen“, also z. B. die Kreuzigung nachmalen. Was Schizophrene durch ihre spezifische Malweise erleichtert, belastet ein (noch) gesundes Schulkind. Am 11.12.2015 fiel mir im Atelier der Schlumper ein Gemälde (unter „Anonym“ verzeichnet, „galeriepädagogisches Angebot“) auf, Größe ca. 70 x 85 cm. Nach Angabe der Aufsicht sei es  „unverkäuflich“, da von einem Schulkind gemalt.

 

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                               Gesundes Kind malt seine Schuld


Als im Einzelfall problematisch, und auch daher schreibe ich diesen Artikel,  sehe ich die Zusammenarbeit der Schlumper mit den Kindern der Hamburger integrativen Ganztagsgrundschule "Louise Schroeder Schule" an, die deren Werke “nachmalen“, also z. B. die Kreuzigung nachmalen. Was Schizophrene durch ihre spezifische Malweise erleichtert, belastet ein (noch) nicht schizophrenes Schulkind. Am 11.12.2015 fiel mir im Atelier der Schlumper das Gemälde eines Schulkindes (unter „Anonym“ verzeichnet) auf, Größe ca. 70 x 85 cm. Es zeigt ein nacktes rosafarbenes Baby in Windeln, das Gesicht eine Fratze. Es hängt am Kreuz und blutet  am Kopf und aus den fünf Todeswunden Jesu. Kinder sind Realisten. Hier hat ein Kind die Kreuzigung ohne die Möglichkeit eines Wahnes nachempfunden und sich selbst oder das Geschwisterchen „stellvertretend“, wie die Kirchen lehren, am Kreuz gemalt. Jesus sei ja „stellvertretend“ für dieses Sünder-Kind ans Kreuz gegangen.  Hier könnte eine Unachtsamkeit der Aufsichtspersonen im Atelier vorliegen. Hier ist ein Kind traumatisiert worden und präsentiert uns seinen Schaden in seinem Gemälde. Und irgendwann wird es vielleicht als Folge dieses Traumas auch den Weg der Erleichterung sehen, den jeder Schizophrene einmal ging, den Weg in die Illusion oder den Wahn. 

 

Ein entsetzliches Trauma für jedes denkende Kind stellt auch die Nichtrettung Jesu dar: Der als allmächtig geschilderte „Vater“ wird durch seine unterlassene Hilfeleistung in der Kreuzigungsgeschichte zum eigentlichen Judas. Ein mitfühlender Gott muss eine Vergebung von Sünden nicht zwangsläufig von einem Foltertod seines Sohnes abhängig machen. 

Zeigt man Kindern die Realitäten dieser Welt zu früh und zu unbedacht auf, und führt man ihnen als Eltern oder Erzieher die Brutalitäten unserer Religion nicht korrigierend vor Augen, so wählen sie evtl. später auch andere „Lösungen“. Ich denke da vor allem an Süchte, ADS, Autismus, die masochistische ekklesiogene Depression und deren mögliche tragische Folge: den ekklesiogenen Suizid.

 

Im Grunde muss jenes Kind, das obiges Bild malte, in eine Therapie. Man muss die aus dem Gemälde sprechenden Glaubensinhalte besprechen und sie ad absurdum führen. Das können nur entsprechende, kirchenunabhängige Spezialisten. Wie eine derartige Therapie aussehen kann, habe ich mit der EAT (ekklesio-adversative Therapie, siehe Internet) dargelegt. Die Ängste eines Schizophrenen sind ja nur mit Hilfe seiner Psychose verdrängt. Sie können im Kontakt mit Erwachsenen und besonders Kindern daher durchaus übertragen werden. So ist der Hund eines ängstlichen Hundehalters in der Regel ebenfalls durch Übertragung ängstlich.

 

Dass das Abendmahl krank macht, hier also Schizophrenie bedingt, wollte mir die Staatsanwaltschaft Hannover im Jahr 2009 nicht bestätigen. Ich hatte Bischöfin Käßmann nach Abmahnungen wegen Kindesmisshandlung angezeigt. „Gänzlich unverdächtig“, so der Staatsanwalt, sei es, schon 4-jährigen das Abendmahl zu geben und sie mit einer Hölle zu bedrohen. Dass die Vizepräsidentin der Bundesärztekammer mir damals mit den Worten, sie sei wegen der „Grausamkeiten“ der Kirchen ausgetreten, Recht gab, durfte in einer Sitzung über Glaubensgrundsatzfragen nicht in das offizielle Protokoll. Das wäre eine grundsätzliche Kritik an den Kirchen gewesen und hätte diese verpflichtet, die Kosten der Behandlungen bei kirchenbedingten Gesundheitsschäden aufgrund des Verursacherprinzips zu übernehmen. Es hätte deren finanziellen Ruin bedeutet. Hier hat der für das Protokoll zuständige Jurist meiner Ärztekammer gut aufgepasst und das Gegenteil eines Ruins der Kirchen stabilisiert: Der hauptsächliche Träger deutscher Psychiatriekliniken produziert sich die Erkrankten (und damit die Einnahmen)  selbst und wird bei seinen dem christlichen Dogma von vorne herein verpflichteten ärztlichen Angestellten, so meine Vermutung,  die Diagnose „ekklesiogene Erkrankung“ nicht  unbeschwert zulassen.